das

Erfrischung, Wohltat

das

„Spätling“, heißt in den Rechten nicht nur ein Solcher, der erst nach des Vaters Tode auf die Welt kömmt, sondern auch der welcher beÿ des Vaters Lebzeiten nach gestelltem Ergemächte geboren wird (Oberländ.) s. Afterkind; lt. Johann Jakob Spreng. Ein Nachkind nennen die Holländer auch ein Kind aus dem zweÿten oder dritten Ehbette.

Siehe auch Nachkömmling oder Nachkomme.

 

der

„Abkömmling, Deszendent“, „der leiblich bzw. das organisch Abstammende“, Verwandter in erster und weiterer direkter, absteigender Linie; nachgeborener Angehöriger eines Geschlechts oder Volkes; für die biol. nachfolgende Art; „der später Lebende“, die Nachgeborenen, Nachwelt; Anhänger, geistiger Erbe, Nachahmer; „Nachfolger in einem Amt Tagebücher“. Goethe-Wörterbuch.

der

„Nachfahr im Amte“, „Nachkomme“, auch nachkömmlich, Eigenschaftswort, „nachgehends, folgends, hernach“; lt. Johann Jakob Spreng.

 

der

Ahd., mhd. auch annd. man (nn), „Mensch, Mann“; die allgem. Bedeutung steckt noch in nhd. jemand, niemand. Im Angls. konnte man mon (n für nn) ebensogut von einem weiblichen Wesen (vgl. bes. angls. wífmon, engl. woman, „Weib“) gebraucht werden, wie von einem männlichen Wesen, wenn auch das männliche überwog. Angls. mon, „Mensch, Person, Mann, Weib“, engl. man, „Mensch, Mann“, anord. maðr, got. manna, „Mensch, Mann“; lt. Friedrich Kluge.

Mann, „Mensch“, worunter zuweilen bederleÿ Geschlechte begriffen wird, und sonderlich, wen von Leibeigenen die Rede ist. Mann, „tapferer Mann, Held“, „Einwohner, Bürger“, „Hausvater“, „Kriegsmann“, „Lehnmann, welches Standes und Ranges“, „Mann eines Herren, von ihm überwunden zum Gehorsam gebracht worden, ihm gehuldigt haben“, „Mann eines Herren“, seinem Zepter und Schwert sich unterwerfen, ihm huldigen und schweren, von ihm zu Lehn gehen“, „Dienstmann“, „Bidermann, Gewährmann“; Johann Jakob Spreng.

 

Mächtig seid ihr, ihr seids durch der Gegenwart ruhigen Zauber,
Was die stille nicht wirkt, wirket die rauschende nie.
Kraft erwart ich vom Mann, des Gesetzes Würde behaupt er,
Aber durch Anmut allein herrschet und herrsche das Weib.
Manche zwar haben geherrscht durch des Geistes Macht und der Taten,
Aber dann haben sie dich, höchste der Kronen, entbehrt.
Wahre Königin ist nur des Weibes weibliche Schönheit,
Wo sie sich zeige, sie herrscht, herrschet bloß, weil sie sich zeigt.

(Friedrich von Schiller (1759–1805), Dichter, aus: „Macht des Weibes“, Sämtliche Werke, Band 1, München, 1962, S. 250–251, 253)

das

Ahd. wîp, mhd. wîp, asächs. wîf, ndl. wijf, angls. wíf, engl. wife, anord. víf, „Weib“; dem Got. fehlt diese Benennung gewiß nicht zufällig (dafür qinô – qêns). Die Bezeichnung wîba ist spezifisch germ., während got. qinô mit gr. γυνή, ind. gnā, „Weib“ in urverwandtschaftlichem Zusammenhang steht. Ursprung dunkel; lt. Friedrich Kluge.Weib bedeutet anfänglich eine jede Weibsperson, lt. Johann Jakob Spreng, mit der Zeit aber nur eine verehelichte, auch frowen, „Weib“ kommt entweder von waffen, weinen oder weben. Ein Weib ist überhaupt ein Geschöpfe, dessen Eigenschaft und Beruf vornehmlich ist zu weinen, zu weben, zu stricken und dgl. mehr. Bei den Alten ist ein Weib ein „Ehrenweib“ oder „würdiges Frauenzimmer“. 

Weib bedeutet auch „Jungfrau“, aber auch „Buhlinn“ (siehe oben bei Frau).

die

Ahd. frouwa, mhd. vrouwe, „Herrin, Gebieterin, vornehme Frau von Stand, Dame, Gemahlin; eine ursprüngl. wohl nur hd. Femininbildung von „Weib des Herrn, Herrin“ zu ahd. frô, „Herr“, gleich got. frauja (heiwafrauja), „Herr“; genauer stellt sich ahd. frouwa aus fraujôn zu got. frauja, „Herr“ als Femininum; lt. Friedrich Kluge.

Frau ist auch das Weiblein eines Tieres, lt. Johann Jakob Spreng; ebenso ist eine Frau eine Buhlinn, eine Liebste.

Bebt dir die Seele vor dem Gang der Sterne
im Wechsel zwischen Nacht und Himmels Blau?
Geheimnisvoll und mächtig steht im Kerne
das Schöpfungswunder zwischen Mann und Frau, 

in allen Himmeln und auf allen Erden
gilt das Gesetz, das dir die Straße weist,
und Menschen wurden, Menschen sollen werden,
dies ist des Lebens Kette, die nicht reißt.

Dich trug die stete Welle aus den Weiten
und trägt dich stetig durch die Weiten hin;
gebunden gehst du wie die Stunden schreiten,
und du bist Ende, Stufe und Beginn.

Das Blut, das deine Väter dir gegeben
strömt heilig sicher und vom Licht geweiht
in deine Erben ein – so rollt dein Leben
hin zwischen Ewigkeit und Ewigkeit.

(Henry von Heiseler (1875–1928), aus: Bebt dir die Seele vor dem Gang der Sterne)

Got weis wol das ich stete bin
an der vil minneklichen frowen reine
Minen mout vnd al min sin
hat si bi ir das (das ist) nicht ein spil
des muos ich dike sten an freuden eine.

Mir ist niht lieber danne guot
swie selten es mir liebe tuot.
Nu merkent wz ich heisse guot
Min frowe ist guot bi der ich gerne were.

 

(Schwäbisches Lied)

die

Die Sommersonnenwende trägt in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Namen, der geläufigste Name ist wohl Litha, bekannt sind aber auch Alban Hefin, Alban Eruin und Meán Samhraidh.

Litha entstammt dem Keltischen und bedeutet „Licht“. Ebenso wie im Germanischen bilden im Keltischen die Feste Litha und Jul den Jahreshöhepunkt und stehen sich im Jahreskreis gegenüber.

Meán Samhraidh ist die wörtliche Übersetzung ins Irische für „Mitte des Sommers“. Die Begriffe Alban Hefin und Alban Eruin sind aus der druidischen Tradition bekannt. Alban Hefin bedeutet „das Licht des Sommers“ und Alban Heruin „das Licht der Künste“. 

Verwechseln wir dieses Fest nicht mit dem kirchlichen Johannisfest, welches als christlicher Feiertag den Platz der Sommersonnenwende eingenommen hat. Orientieren wir uns an den alten Geschichten und Ritualen unserer Altvorderen.

Für unsere Ahnen galt die Sonne als weiblich. Erst später wurde die Darstellung dahingehend verfälscht, daß von einem Sonnengott namens „Baldur“ berichtet wurde, welcher in dieser Nacht ermordet wird. Besonders die germanischen Stämme verehrten die Sonne, eine weibliche Gottheit mit den Namen Sol, Sul oder Sunna. Es handelte sich um jene Zeit, in der die matriarchalischen Kulturen in der Blüte waren. Die Weiblichkeit wurde verehrt und die Frauen waren als Priesterinnen, Heilerinnen, Schamaninnen oder Kriegerinnen ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Zudem ist das Wort Sul auch im Wort Irminsul enthalten, einer kraftvollen Rune, die auch als „Weltensäule“, „Weltenbaum“, „Weltenesche“ oder unter der Bezeichnung Ygddrasil bekannt ist.

Die Sommersonnenwende (auch: Sommersonnwende), der Sommernafang, beginnt in vielen europäischen Kulturen am 21. Juni jeden Jahres und gibt Anlaß zu großen Feierlichkeiten. Die saftig grünen Blätter der Bäume betören uns mit ihrem Laubgesäusel. Die Fruchtbarkeit der Natur ist überall zu sehen. Die ersten Schmetterlinge flattern lieblich über das Bienenzuckerfeld, sanftselig von Blüte zu Blüte. Die Sonne entfaltet ihre kraftvollsten Energien und lädt uns zu diesem prächtigen Sonnenfest ein, das uns mit Neuanfang, Fruchtbarkeit, Leben und Wärme beschenkt, was für uns Menschen, die Tiere und die Pflanzen von lebensnotwendiger Wichtigkeit ist. Es ist die Zeit des Reifens, der Reinigung und des Loslassens. Die Göttin Litha beschenkt uns dazu reichlich mit purer Lebenskraft. 

Überall wird der längste Tag und die kürzeste Nacht gefeiert. Der Ursprung des uns heute noch bekannten Johannis- oder Sonnwendfeuers liegt weit zurück in vorchristlicher Vergangenheit. Zahlreiche Bräuche und Rituale stehen im Zeichen des Feuers. Auf Bergen und Anhöhen werden riesige Holztürme entzündet. Die Sommersonnenwende ist ein Fruchtbarkeitsfest für eine bevorstehende gute Ernte, ein Fest der Liebe – Verliebte springen Hand in Hand über das Feuer, um ihre Verbundenheit zu festigen –, auf dem man seinen Liebesschwur erneuern kann, sowie ein Fest für Glück, Gesundheit und alles Gedeihende im Allgemeinen. Vielerlei teils karmische Altlasten werden rituell dem Feuer übergeben und aufgelöst. 

Das Ende der Spargelzeit wird eingeleitet, denn das Spargelstechen endet an diesem Tag. Brennende Fackelräder symbolisieren das zyklische Jahresrad, wenn sie die Hänge hinabrollen. Es wird auch erzählt, daß um die Zeit der Mittsommernacht gesammeltes Johanniskraut starke Heilkräfte besitzt. Traditionell tragen die Weiber an diesem Tag selbstgeflochtene, selbstgesteckte Blumenkränze aus sieben verschiedenen Wiesenblumen. Diese werden anschließend unter das Kopfkissen gelegt, damit im Traum der zukünftige Ehemann erscheint. Die Litha ist eine magische, zauberhafte Nacht, in der ungewöhnliche Dinge geschehen können. 

Um diese ganz besondere Zeit des Jahreskreises ranken sich reichhaltige Sagen, Legenden und Mythen. Der Mittsommernacht wird auch nachgesagt, daß sich Elfen und Feen in dieser Nacht unter die Menschen gesellen und Spuren von Magie als „Feentau“ hinterlassen. Der auf der Sonnenseite stehende lichtbringende Eichenkönig, der über die erste Hälfte des Jahres herrscht, und der Stechpalmenkönig, der Herr des abnehmenden Lichts, die Verkörperung des Winters, stehen sich im ewigen Kampf gegenüber, welcher den Kreislauf des Jahres darstellt.

Bei den Kelten wird Litha als eines der wichtigsten Feste gefeiert, neben Ostara und Jul, welches über mehrere Tage zelebriert wird und der  „Epona“ geweiht wurde. Die Römer feiern die heilige Flamme der „Vesta“, die Griechen weihen das Sonnwendfest dem Gott der Landwirtschaft namens „Kronos“. In Skandinavien wird sich auf den Midsommer oder die weißen Nächte (in diesen Breitengraden wird es nicht dunkel) eingestimmt. In Schweden wird der Midsommardag meist mit Tanz und einem Mittsommer-Baum gefeiert. Das Johannisfest wird in Lettland, Estland und Finnland als Juhannus in Küstennähe gefeiert. Norwegen, Dänemark und die Färöer-Inseln feiern Sankt Hans, den Johannistag.

 

Lasst uns die spirituelle Kraft des Tages und der Nacht am 21. Juni 2022 zusammen für Folgendes nutzen:

  • Verborgenes ans Licht zu bringen.
  • Die Kraft für einen Umschwung nutzen.
  • Für die Verbindung und Aussöhnung mit unseren Altvorderen. 
  • Den Zugang zur Liebe, zur weiblichen Kraft, der mütterlichen Fürsorge entdecken.
  • Aus der Fülle leben, in Schönheit und (innerem) Reichtum.
  • Die Augen öffnen, um die Wahrheit zu erkennen.
  • Altes loslassen, Neues beginnen.

  

Zu der Sonnwend’ heil’gen Stunde
Haben tausend sich vereint;
Ernstes Wort geht in die Runde,
Sagt von Deutschlands schlimmstem Feind,
 

Von dem Geist der Selbstzerstörung,
Von der weltverbrüd’rung Wahn;
Und zu Mahnung und Beschwörung
Wächst das Wort des Redners an.
 

Und der hochgestimmten Menge
Auf dem Plan gedrängter Chor
Sendet brausende Gesänge
In die dunkle Nacht empor.
 

In des hohen Himmels Schweigen
Flammt das Sonnwendfeuer drauf;
Schwarm an Schwarm die Funken steigen
Knatternd aus dem Stoße auf.
 

Und ich sah die Flammen wehen,
All die flinken Funken sprüh’n;
Doch ich sah sie auch vergehen,
Sie in Nacht und Nichts entflieh’n.
 

Und mich überfiel ein Schauern,
Wankend ward mein froher Mut:
„Wird der Geister Hochflug dauern
Länger als des Feuers Glut?
 

Folgen heil’gem Schwur die Talent
Oder laßt ihr Volk und Reich
Schnöd’ verhandeln und verratend?“
Brüder! dieses frag’ ich euch!

 

(Fritz Boegner (1877–1953), „Sonnwende“, 1924)

Ahd. liub, liob, lioba, Eigenschaftswort: nhd. „Liebe, Wohlgefälligkeit, Wohlgefallen, Freude, Annehmlichkeit“ (Köbler);


ahd. liob, Eigenschaftswort: „lieb“, aber auch sin: „sein“ (6. Jh.), „lieb, lieblich, angenehm, anmutig, schön, lieblich machen“ (8. Jh.), nhd. „lieb, teuer, angenehm, genehm, anmutig, geliebt, wohlgefällig, gefällig, erfreulich, gewogen, freundlich, lieblich, wünschenswert“; ahd. al liobōston, nhd. „am allerliebsten“; ahd. zi lioben habēn, nhd. „lieben“; ahd. lioba, nhd. „Liebe, Wohlgefälligkeit, Wohlgefallen, Freude, Annehmlichkeit“; mhd. liebe, „Liebsein, Wohlgefallen, Freude, Gunst, Liebe“; nhd. „Liebe“; ahd. lioben, nhd. „lieb machen, angenehm machen“;

weitere Bedeutungen von liob und liub: ahd. liobhēriro, nhd. „lieber Herr“; ahd. lioblīh, nhd. „lieblich, anmutig, schön, freundlich“; ahd. līoblīhho und häufiger lioblīcho, aber auch liublīhho, nhd. „lieblich, gefällig, lieblich, lieb erscheinend, Liebe habend“; ahd. liobo, liubo, nhd. „lieb, zugeneigt, wohlgefällig, angenehm, in angenehmer Weise, erstrebenswert, wünschenswert“; ahd. liobōn, nhd. „lieben“; ahd. liobsam, nhd. „angenehm, schön, gefällig, lieblich, wohlgefällig“.

 

Der Name Lioba entstammt von „Liebe“, religiös „Nächstenliebe“. Die hl. Lioba ist „die Liebe gebende“, aber auch „die Kämpferin“. Liob, Hauptwort: „Lieblichkeit, Lieben“, auch „Licht“ (lt. J. J. Spreng), nhd. „Liebe, Glück, Heil, Angenehmes, Erfreuliches, Annehmlichkeit, Gutes, Freude, Wohl, Seligkeit, Wohlgefallen, Neigung, Zuneigung“; weitere Herleitungen lt. Seebold, Chron. Wörterbuch des dt. Wortschatzes 1 und 2: liobminna, liubminna, nhd. „Liebe, Zuneigung“; ahd. liobo, nhd. „Lieber, Geliebter, Freund, Jünger“.

 

Ahd. liuben, mhd. „lieben“, nhd. „lieb machen, lieben, empfehlen, anempfehlen, begehren, angenehm machen, jemanden erhören, anvertrauen, Angenehmes tun, Gunst erwerben“; ahd. liubi, nhd. „lieb, freundlich, angenehm, wohltuend“; ahd. liubī, nhd. „Freude, Zuneigung, Liebe, Wertschätzung, Annehmlichkeit, Erfreuliches, Wohlgefallen, Treue, Lieblichkeit“; ahd. giliuben, nhd. „lieb machen, angenehm machen, lieben, empfehlen, anempfehlen, jemandem gewogen sein, jemandem gut sein, sich zu eigen machen, sich beliebt machen, sich jemandes Gunst erwerben, sich jemandes Gnade erwerben, erstreben, zu erlangen suchen, Gefallen bereiten, Angenehmes tun, gefallen, passen“.

„Boau Liob ist mi Christinli
Un himmelhohem Glück,
En unerschöpfli Brünnli,
Es Röhrli ist sin Blick.

Wär’ ganz mi – mi Christinli –
I hätt’s so dunderst gern,
Es macht’ ich nu e Miinli,
I spräng’ im voole Spern.
Mi Herz wär mi’m Christinli
As wio e Feinster uf,
Un loa verdäächtig Schiinli
Fiol au nit vammaol druf.
Lieb wär mir mi Christinli,
I mööcht si, was ich wött,
Un wäri’s Umma’s Sühnli,
Liob hätt’ i’s allwil ghät.“

(aus: „Mi Christinli“, Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 70, vom 23. März 1831)

„Als wolt er sagen / Ich will dich Liob besser überkummen /
das dir Gott in solcher Pein nicht unrecht thue.“

(Johannes Brenz (1499–1570), aus: „Der Job“, 1538)

der

Der Lenzing, „Frühling, Frühjahr“ aber auch „März“, leitet bereits seit dem 15. Jh. die erste Zeit des Jahres ein; bedeutungsgleich wird er auch Lenzel (Eschenb. B. I. 3279.) genannt.

Der Lenzing wird seit dem 18. Jh. in der Dichtersprache, in der Verkürzung, nur noch als Lenz niedergeschrieben. Jedes Jahr am 20. März ist es wieder so weit: Ein neuer Zyklus beginnt und wir freuen uns auf den Beginn des Frühlings. „Hurra, hurra, der Lenz ist da!“
Die Lenznächte werden kürzer, die Tage langsam länger. Die Erde erwacht aus ihrem Winterschlaf und aus dem noch kühlen, kalten Nass sprießen die ersten Blütenknospen. Bald werden sie ihr Blütenkleid, ihre Lenzblüthen in voller Lenzespracht zeigen. Die Schlagen ziehen ihren Lenzenbalg aus und zeigen ihre frische Haut. Wir beginnen die Lenzwochen, Fastenwochen. Es wird uns Menschen und der Natur wieder frische Lenzluft eingehaucht. Welch Lenzesentzücken unser Herz beglückt und lacht, mit Anblick auf dieses prachtvolle Naturgeschmeide, dem Lenzschmuck.

Lenz, der, Hauptwort, „Frühjahr, Frühling“, ahd. lenzo (um 1000), mhd. lenze, mnd. lente, frühnhd. nhd. Lenz (15. Jh.), gleichbedeutend ahd. (11. Jh.), mhd. langez.

Lenzschmuck, der, zusammengesetztes Hauptwort aus Lenz und Schmuck (Beispiel), „Geschmeide, Verzierung“ (16. Jh.), mnd. smuk: „dem Körper anschmiegendes“, „von prächtiger, wertvoller Kleidung“, älter gesmuc (15. Jh.); verwandt mit ahd. smocko: „Untergewand“ (um 1000), mhd. smuc, „Umarmung, Anschmiegen“.

 „Glücklich, wem die stille Freude
Heiliger Natur genügt:
Seht, wie rings ihm Kränze blühen,
Wie ihm Lenz und Maiflur glühen,
Wie der Himmel vor ihm liegt!“

(Karl Reinhard (1769–1840), „Über Alles die Liebe“, aus: Gedichte, Altona, 1819)

 „In ihr mit mächt’gem Waldesrauschen
Der Lenzluft erster Athemzug; –
Ihr eine Stunde stumm zu lauschen,
Ist für das Leben Glück genug.“

(Adolf Friedrich von Schack (1815–1894), aus: „Gesammelte Werke des Grafen Adolf Friedrich von Schack“, Stuttgart 1883)

 „Sie schwuren sich keine Liebeseide,
Sie sagten ihr Glück nicht leise noch laut,
Nur die duftige Lenznacht hat sie Beide
Die Hände falten und beten geschaut.“

(Karl Isidor Beck (1817–1879), „Sie sagten ihr Glück nicht leise noch laut“,
aus: Perlen deutscher Lyrik, S. 23, Regensburg, 1871)

 „In Lenzespracht, in Waldesnacht,
Der Finke schlägt, der Kuckuck lacht,
Maasliebchen blüht und Flieder bunt,
Und wilde Ros’ im Waldesgrund.“

(Helene von Engelhardt (1850–1910), „Überreich“, aus: Baltische Dichtungen,
hrsg. Freifrau von
Staël-Holstein, Verlag von L. Hoerschelmann (S. 337–338), Riga 1896)

 „Und ladet sie grüßend zu duftigem Flieder,
Zu Mondscheingeflüster mich Glücklichen ein,
In Lenzesentzücken gleich ist es mir wieder,
Als müßte sie selber der Frühling sein.“

(Karl August Förster (1784–1884), aus: „Liebesglück“, Gedichte von Karl Förster,
hrsg. Von Ludwig Tieck, Band 1, S. 163–164, F. A. Brockhaus, Leipzig, 1843)

Lenz

Arbeit, „körperliche und geistige Tätigkeit eines Menschen“, ahd. arbeit, arbeiti: „Ertrag der Arbeit, Mühsal, Anstrengung, Plage“, die man freiwillig auf sich nimmt (8. Jh.), mhd. ar(e)beit: „Mühsal, Not, Mühe“, auch „Kampfesnot“. Das Wort Arebeit erfuhr neben der Bedeutung „Arbeit“, Betätigung eines Menschen, eine Steigerung hin zu einer negativen Bedeutung im Sinne von „Mühsal, Anstrengung, Not“.

die

gehoben, veraltet: seltsame Geschichte oder Erzählung; spöttisch: Bericht, der keine Glaubwürdigkeit besitzt; unwahre Erzählung

seltener Märe, „Kunde, Erzählung, Nachricht, Geschichte“ (geläufig bis ins 19. Jh.); ahd. māren: „verkünden, sagen“ (8. Jh.), mhd. mæren: „bekannt machen, verkünden“; das Wort war nicht mit einer Bewertung oder Beurteilung des Wahrheitsgehaltes verbunden – die heutige Bedeutung von Mär ist eher abwertend: „ein Märchen erzählen“, „eine unglaubwürdige, erfundene Geschichte“ erzählen, „das klingt wie ein Märchen." 

der

„zu dem Zweck“, mhd. behouf: „Geschäft, Vorteil, Gewerbe, Zweck, Nutzen, wessen man bedarf“ (13 Jh.),

mhd. beheben: „wegnehmen, behalten, behaupten, erwerben, erhalten“; vgl. mnd. behōf: „Nutzen, Bedürfnis“ und to behōf: „zum Nutzen, zum Besten“;

später rückt die Bedeutung „Bedarf, Vorteil“ in den Vordergrund; in Verbindung mit der md. Kanzleisprache in formelhafter Wendung zu diesem Behuf(e), eigentlich: „für dieses Bedürfnis“.

Behufs entwickelt sich zum Verhältniswort behufs (um 1800), „zu dem Zweck“. „Sie unterbrachen manchmal das Gesinge Lautlachend, und frugen bedenkliche Dinge,

Zum Beispiel: Sag uns, zu welchem Behuf Der liebe Gott den Menschen schuf?“ (Heinrich Heine (1797 bis 1856), aus: „Waldeinsamkeit“, 1851)

„Hieraus leitet er nun zum Behuf der Praxis, wie er glaubt, unwiderleglich ab: daß die dioptrischen Fernrohre nicht zu verbessern seyen.“ (Johann Wolfgang Goethe (1749 bis 1832),

aus: „Zur Farbenlehre“, Bd. 1., Tübingen, 1810) „Doch der Mensch fragt stets: Warum? Wenn er sieht, daß etwas dumm. Freund ich hab dir zugehört, und du hast mir gut erklärt, wie zum weisesten Behuf Gott den Menschen zweifach schuf…“ (Heinrich Heine (1797 bis 1856),

„Beine hat uns zwei gegeben ...“, aus: Nachgelesene Gedichte 1845 bis 1856, 1. Abteilung: Zeitgedichte)