Einträge mit Wortbegriff beginnend mit 'D'

„Unerfüllte Bedürfnisse haben oder Entbehrungen (häufig Nahrungsmittel oder Grundbedürfnisse), Hunger leiden“, „an etw. Mangel leiden, entbehren“, von ahd. tharbēn: „entbehren, verzichten, ermangeln“ (um 800), tharbōn: „verzichten“ (9. Jh.), mhd. darben, darven; es handelt sich wohl um Ableitungen germ. Sprachen, was „Nichthaben“ ausdrückt, vgl. auch ahd. tharba: „Bedarf, Mangel“ (9. Jh.), mhd. darbe (nhd. vereinzelt 16./17. Jh.). „O der Schande! jene darben, Die das Vaterland befreit; Ihrer Wunden heil’ge Narben Deckt ein grobes Bettlerkleid!“ (Heinrich Heine (1797–1856), Dichter, „Ein Traum“, entstanden 1819, Erstdruck 1822) „Denn zwar drängt er sich vor zu diesen Gliedern, zu jenen, Stattet mächtig sie aus, jedoch schon darben dagegen Andere Glieder, die Last des Übergewichtes vernichtet Alle Schöne der Form und alle reine Bewegung.“ (Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Dichter, „Metamorphose der Tiere“, Gedichte 1766–1832) „Großmuth mögtest du üben, du mögtest verschwenden, doch leider Hat dir, klagst du, das Glück neidisch die Mittel versagt. Wirb um Kenntniß und Weisheit, so kannst du Alle, die darben, Reicher machen und wirst selber nicht ärmer dadurch.“ (Christian Friedrich Hebbel (1813–1863), Dramatiker und Lyriker, „An einen Jüngling“, entstanden 1829 bis 1863)

derart, dermaßen

deshalb, aus diesem Grund

Ahd., thiutisk, mhd., diutisch, diutsch, tiutsch, tiusch, md., dūdesch, dūtsch, dūsch, nhd., teutsch, asächs., thiudisc, mnd., „Volk, Stamm“ laut „Das Herkunftswörterbuch“; im DWDS findet man dazu lediglich folgende Erklärung: „Deutschland und seine Bevölkerung betreffend“ und „in der Sprache Deutschlands“.

Eine weitere Erklärung in Seebolds „Der Wortschatz des 8. Jahrhunderts (und früherer Quellen)“ findet man unter Diot(a), die, Hauptwort, ahd., die Bedeutung „Volk, Menschen, Heiden“ sowie den Begriff „diet“, Eigenschschaftswort, nhd., „deutsch“.

Im Buch „Ausführliche Arbeit von der teutschen Haubtsprache“ von Justus Georg Schottelius aus dem Jahre 1663 (in einem Neudruck des Buches vom Niemeyer-Verlag Tübingen aus dem Jahre 1967) liest man:

„Was für ein Nahm aber ist es gewesen, wodurch die zerstreuten Menschen den wahren Gott haben andeuten wollen? Dieser nemlich, von welchem wir Teutschen den Namen haben: Nemlich nach Celtischer Ausrede / Teut. Die alten Egypter wie Plato in Phaedro und Cic. 1.3 de nat.deorum und Lacantius 1.1.c.6 bezeugen / haben diesen ihren Gott auch Teut geheissen. Duretus C.56 allegans Platonem 8 Caelum spricht hiervon auch: Entre les Egyptiens estoit adore un dieu appelle Teuth qui le premier inventra arts &c. Er zeugt auch folgendes aus dem Griechischen Schribenten Philone an / welcher um die Zeit der Semiramis die Tathen der Phaenicier beschrieben / nach des Eusebii Zeugniß / und dieses Nahmens unter anderem auch also gedacht: Les Egyptiens appeloient ve Theus Thyoth; Alexandrins Thot.

Die alten Griechen haben diesen höchsten Gott alleszeit deis, eis, deo, nach Veränderung der Mundart genennet: Die Lateiner gleichfalls / ob sie schon viele Götter und Götzen hatten / denen sie mancherley Namen gegeben / haben sie doch den höchsten Gott Deut, nach iher Ausrede hernachmals Deus, genennet…

Unsere uhralte Vorfahren haben gleichfalls diesen Namen / wodurch die Völker überall ihren Gott andeuten wollen, aufs genaueste behalten / sogar / daß sie sich nach dem Nahmen ihres Gottes Teut / Teutsch genennet haben…nemlich der Name des wahren Gottes selbst / daß also Teutsch / so viel heisset / als Göttisch oder Göttlich. 

Weiter unten geht es weiter:

„Das ist: daß die Teutschen in ihren alten Gesängen den Gott Tuit oder Teut / und dessen Sohn Mann noch rühmten. Denn durch Teut / haben die Barden oder alte Teutsche Poeten den Schöpfer aller Menschen / und durch Mann / den ersten Sohn des Schöpfers den Adam verstanden / und darum einem jeden / von dem Manne / Männisch oder Mensch genant / eben wie man von Rom ableitet Romich / Pol Polnisch oder Polsch / also Mann Männisch oder Mensch / der von dem ersten Manne herkommt; Sind also nemlich Teut und Mann die rechten Wurtzelen der Wörter Teutsch und Mensch.“

Die Bedeutungen für das Wort deutsch gehen also von „erklären, deuten“ über „völkisch“ bis hin zu „göttlich“. Es ist jedem selbst überlassen, sich weiter damit zu beschäftigen. Wir können hier nur abschließend feststellen, daß sich die Bedeutung des Wortes nicht lediglich auf die Bezeichnung einer Sprache bezieht, sondern eine tiefere Bedeutung zu haben scheint. Der letzte Satz des nachfolgenden Gedichts „Deutschlands Beruf“ bekommt dadurch eine noch größere Sinnhaftigkeit:

„Soll’s denn ewig von Gewittern
Am umwölkten Himmel braun?
Soll denn stets der Boden zittern,
Drauf wir unsre Hütten baun?
Oder wollt ihr mit den Waffen
Endlich Rast und Frieden schaffen?

Daß die Welt nicht mehr, in Sorgen
Um ihr leichterschüttert Glück,
Täglich bebe vor dem Morgen,
Gebt ihr ihren Kern zurück!
Macht Europas Herz gesunden,
Und das Heil ist euch gefunden.

Einen Hort geht aufzurichten,
Einen Hort im deutschen Land!
Sucht zum Lenken und zum Schlichten
Eine schwerterprobte Hand,
Die den güldnen Apfel halte
Und des Reichs in Treuen walte.

Sein gefürstet Banner trage
Jeder Stamm, wie er’s erkor,
Aber über alle rage
Stolzentfaltet eins empor,
Hoch, im Schmuck der Eichenreiser,
Wall’ es vor dem deutschen Kaiser.

Wenn die heil’ge Krone wieder
Eine hohe Scheitel schmückt,
Aus dem Haupt durch alle Glieder
Stark ein ein’ger Wille zückt,
Wird im Völkerrat vor allen
Deutscher Spruch aufs neu’ erschallen.

Dann nicht mehr zum Weltgesetze
Wird die Laun’ am Seinestrom,
Dann vergeblich seine Netze
Wirft der Fischer aus in Rom,
Länger nicht mit seinen Horden
Schreckt uns der Koloß im Norden.

Macht und Freiheit, Recht und Sitte,
Klarer Geist und scharfer Hieb,
Zügeln dann aus starker Mitte
Jeder Selbstsucht wilden Trieb,
Und es mag am deutschen Wesen
Einmal noch die Welt genesen.“

(Emanuel Geibel (1815–1884), deutscher Lyriker und Dramatiker, Gedicht: „Deutschlands Beruf“, 
veröffentlicht 1861 in „Heroldsrufe. Aeltere und neuere Zeitgedichte“)

Vom ahd. thiton für „ersinnen“ (siehe „Brockhaus Lexikon“ unter „Dichtung“, dtv, 1988) oder vom lateinischen dictare für diktieren. Die Sänger des Mittelalters, meist des Schreibens unkundig, mußten ihre Werke „diktieren“ (nach „Geschichte der deutschen National-Litteratur“ von Gustav Brugier, Herdersche Verlagshandlung, 1898).

die

oder auch Poesie, die, Hauptwort, ist die schöne Kunst, Texte in gebundener Sprache, also Sprache mit expliziten Regeln, hervorzubringen. Die Werke der Dichtkunst zeichnen sich aus durch eine metrisch geregelte Sprache mit Versen, Strophen, Rhythmen und/oder Reimen. Poesie leitet sich her aus dem griechischen Tätigkeitswort poiein für „schaffen, bilden, machen, hervorbringen“; Poetik, die, Hauptwort, ist die „Lehre der Dichtkunst“.

prahlerisch, angeberisch
die

Ahd., „Deutung, Erklärung, Auslegung“; diuten, ahd., Tätigkeitswort, „deuten, erklären, bestimmen als, bedeuten, bezeichnen“; thiuten (um das Jahr 1000), ursprünglich im Sinn „dem Volk verständlich machen“; diutisce, ahd., Eigenschaftswort, „völkisch, deutsch“. Diese Begriffe sind wahrscheinlich in ihrer Bedeutung die Vorgänger der Worte deuten, Deutung und weiterer Bildungen. Da wir uns in diesem Rundbrief mit der Herkunft des Wortes deutsch beschäftigen, ist es durchaus aufschlußreich, hier dazu auch eine Erklärung als „völkisch“ zu finden. So könnte man außerdem meinen, daß deutsch ebenso für die Tätigkeitswörter „erklären, bestimmen“ stehen könnte. Und ist es dann nicht gar sinnvoll, das Wort deutisch in seiner Bedeutung „völkisch“ wieder zu nutzen und es auch so zu fühlen?

Doch bitte schauen wir weiter, was wir über das Wort deutsch herausfinden konnten.

 

„[…] Waz aber diu wort bediuten,
das ist in allen gàr zů swèr,
wende se diuten michel mèr,
dan die tummen haben wàn.
Owè waz ich dan tumpheit hàn,
daz ich mit kindes sinnen
will alhie beginnen
sò starke rede zů diute;
ich dorste wìser liute
unde ihr helfe wol dar zů,
daz sie sich mit mir wollten mů,
daz wir die rede volbrehten gàr.
Nù weiz ich aber ein dine vurwàr,
daz siu nimmer wirt volbràht,
wende es wirt nimmer gàr voldàht,
waz dar inne heiles ist;
aber die offenbàren list,
die ich dar an beduiten kann,
die will ich iu vil tummer man
diuten, sò ich beste mach,
niewan uffe den beiach,
daz ichs von gote lòn enphà
unde ouch denne dar nà,
daz man gedenke mìn dar bì,
so nù mìn leben ein ende st.
Amen in nomine domini.“

(Heinrich von Krolewitz (1228–1274, vermutlich), Dichter, eine poetische Paraphrase aus: „Vater unser“, Quedlinburg und Leipzig, Druck und Verlag Gottfr. Basse, 1839)

die

Leitet sich von lateinisch Danuvius (auch Danubius) ab. Danuvius wiederum leitet sich vermutlich ab von dānu- für „Fluß“, was sich wiederum vom indogermanischen Wort für „fließen“ herleitet. Zunächst wurde damit nur der Oberlauf (quellnaher Teil des Flusses) bezeichnet. Der Unterlauf (mündungsnaher Teil des Flusses) wurde noch bis zum Ende der Antike Hister oder Ister genannt. Erst als das Römische Reich sich über die gesamte Donaulänge ausbreitete, wurde Danuvius zur Bezeichnung des gesamten Flusses.

Auch ist Danuvius der Name des römischen Flußgottes der Donau.

Die Donau entspringt im Schwarzwald bei Donaueschingen durch den Zusammenfluß von Brigach und Breg („Brigach und Breg bringen die Donau zu Weg“). Sie fließt auf ihrem Weg von Westen nach Osten durch zehn Staaten (Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Republik Moldau, Ukraine) und vier Hauptstädte (Wien, Bratislava, Budapest, Belgrad) und mündet schließlich im Schwarzen Meer. Sie ist nach der Wolga der zweitgrößte und zweitlängste Fluß in Europa.

Um sich die Donaunebenflüsse auf dem bayerischen Gebiet der Donau zu merken, lernt jedes Schulkind in Bayern: „Iller, Lech, Isar, Inn fließen rechts zur Donau hin. Altmühl, Naab und Regen kommen links entgegen.“ Links und rechts der Donau bestimmt sich dabei in Fließrichtung gesehen, also donauabwärts blickend.

Größere deutsche Städte an der Donau sind Ulm, Ingolstadt, Regensburg, Straubing und Passau.

Bezeichnung für einen im heißen Sommer gewachsenen Wein
die

„Trieb, Streben, Gedränge, Bedrängnis, Druck“, mhd. dranc: „Gedränge, Bedrängnis“, mittelneudeutsch (mnd.) dranc: „Gedränge, Menge, Lärm“, mhd. dranc bezieht sich vornehmlich auf das „wogende Getümmel in der Schlacht“, „Gedränge der Menschen im Kampf“; mit der Bedeutung „innerer Trieb, geistiges Streben, Impuls“ (entwickelt im 18. Jh.) wird Drang zum Modewort (vgl. Sturm und Drang); Drangsal für „Zwang, Bedrängnis, Gewalttätigkeit“ oder „qualvolle Bedrückung, Leiden, Schmerz, Kummer, Elend“, spätmhd. drancsal mit der Nachsilbe -sal wohl aus älterem, von drängen abgelöstem drangen abgeleitet; dazu drangsalen (19. Jh.), häufiger drangsalieren, Tätigkeitswort, „quälen, belästigen“ (19. Jh.); drängen, Tätigkeitswort, „drücken, nötigen, vertreiben“; siehe auch: Gedränge, das, Hauptwort, „unruhiges Treiben, Andrang, Menge“, ahd. githrengi: „Handgemenge“ (9. Jh.), mhd. gedrenge: „Kampfgewühl, unwegsam verwachsener Boden, Bedrängung, Beengung“; „Als er an Frankreich verschachert werden sollte, erlöste ihn der Tod 1495 von dieser neuen Drangsal.“ (Merzbacher, Friedrich: Europa im 15. Jahrhundert. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1964], S. 4773) „In dringender drangsal, in zwingender gefahr.“ „Durch drangsal, gott, und harte mühe regst du des geistes kraft.“ (Voss Werke 4, 144) „Die drangsal alle soll ich offenbaren, die ich gesehn und meistens selbst erfahren.“ (Schiller) „So bleibt mein vaterland von drangsal frei.“

dunkel, es wird gleich dunkel

von jemandem so wahrgenommen, empfunden werden, gehoben, veraltend: hochmütig sein, überheblich sein, sich als jemanden, etwas betrachten

Eine ältere Form von "mich dünkt" ist "mir deucht", noch älter auch "mir däucht".

der

„Schwindel, Rausch, Glück“, nd. Dusel: „leichter Rausch, Betäubung, Schwindel, Halbschlaf“, mnd. dǖsinge: „Betäubung“, dǖsich: „betäubt, schwindlig (16. Jh.); verwandt mit dösig, dösen; ab dem 19. Jh. auch mit der Bedeutung „unverdientes Glück“; duseln, Tätigkeitswort: „verwirrt sein, schlafen“ (16. Jh.); duselig, Eigenschaftswort: „verwirrt, betäubt, schlaftrunken“ (18. Jh.), auch düselicht (17. Jh.); die Duselei, Hauptwort: „Träumerei, Gedankenlosigkeit“ (19. Jh.); Umgangssprache dußlig, Eigenschaftswort: „verwirrt, dämlich, dumm“ (17. Jh.), der Dussel, Hauptwort: „Dummkopf“ (19. Jh.). „Ob ihre Zunge nun von Fusel, Ob sie vom Traubenblute schwer – Wir sehn vom gleichen blöden Dusel Erfaßt die Völker um uns her.“ (Rudolf Lavant (1844¬–1915), Dichter, „Die Glocke - Sozialistische Wochenschrift“, Band 1, S. 703, 1915) „Für die Mächtigen der Erde Macht man doch gar vielerlei. Wär’ es Wahrheit, müsst ich weinen, Doch das Meist’ ist Duselei.“ (Hoffmann von Fallersleben (1798–1874), „Deutsche Salonlieder“, 1844, S. 11) „Nimm hin, du Dusel-Duseltier Den ersten Kuß von mir, Denk an Maruschka stets Das Polenkind!“ (Dichter unbekannt, „In Polen liegt ein Städtchen“, 1915)