Einträge mit Wortbegriff beginnend mit 'H'

der

„Stoffetzen“ (15. Jh.), auch „Lumpensammler, zerschlissen gekleideter Mensch“, Schimpfwort für „Landstreicher, Gauner“; von hader ahd. hadara „Lumpen, Lappen“ (10. Jhd.), mhd. hader „zerrissenes Stück Zeug, Lumpen, Lappen“, mit Nachsilbe „l“ mhd. hadel „zerrissenes Stück Zeug“; auch Lump, „gesinnungsloser Mensch, Gauner, Landstreicher“, auch „Mensch in schlechter, zerschlissener Kleidung“ (17. Jh.), gelegentlich „Lumpe“ (18. Jh.), Redewendung „sich nicht lumpen lassen“: „sich großzügig, freigebig zeigen“; „sich nicht für einen Lump halten lassen“, „sich nicht einen Lump nennen lassen“, dazu auch lumpen, „schlaff herabhängen, verlottert leben“, auch Lumperei, „Betrügerei, üble Handlungsweise“ (16. Jhd.), „armselige Nichtigkeit“ (18. Jhd.). „Haderlump her und Haderlump hin Und ich hab cin’ schön’ Schaß, Die heißt – Haderlumpin.“ (Franz Stelzhamer (1802–1874), Gedichte in obderenns’scher Volksmundart, 1846) „Mit Haderlump und Flederwisch, Ihr Knecht und Mägde, immer frisch! Daß nirgendwo ein Stäubchen klebt, Auch nirgend eine Spinne webt.“ (Robert Ernst Prutz (1841) „Von der Pumpe, die nicht mehr hat piepen wollen“ in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)) „Freund, wer ein Lump ist, bleibt ein Lump, Zu Wagen, Pferd und Fuße; Drum glaub' an keinen Lumpen je, An keines Lumpen Buße.“ (Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Dichter, aus Nachlese, Zahme Xenien 8)

Eigenschaftswort: mittelhochdeutsch hagenbüechīn („aus Hagebuchenholz bestehend, nach dem sehr knorrigen Wuchse der Hagebuche“); das Wort hagebüchen bzw. ab dem 18. Jahrhundert hanebüchen bedeutet „derb, grob, knorrig oder steif“. „Er (ein sattel) was guot hagenbüechîn.“ „lanc, breit ist ir swinge und ist hagenbüechîn.“
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„Kauziger, älterer Junggeselle“; Junggeselle aus Überzeugung oder Sonderling (Übersetzung im derzeitigen Sprachgebrauch: „Single“); Zusammensetzung aus althochdeutsch Hag („kleines, umfriedetes Gut“) und -stalt (besitzend): immer der älteste Sohn bekam das Erbgut, die jüngeren Söhne wurden nur mit Nebengütern bedacht – doch diese Nebengüter waren oft so klein, daß sie ihre Familien damit nicht ernähren konnten; so musste der Besitzer eines solchen Gutes unverheiratet bleiben. Ein Hagestolz kann auch „ehescheu“ (ein sog. „Misogamist“) sein und der Ehe ganz und gar abgeneigt. Der Begriff setzt sich aus hag („ein mit Hecke umfriedeter Bereich“) und mittelhochdeutsch stalt („stolz“) zusammen (nicht zu übersetzen mit „hochmütig“, sondern mit „Gestalt“). „bald dünkt dichs gut, bald nicht, ein hagestolz zu bleiben.“ „dem alten freiherrn von Chrysant wagts Amor einen streich zu spielen. für einen hagestolz bekannt, fieng, um die sechzig, er sich wieder an zu fühlen.“ „und sich als hagestolz allein zum grab zu schleifen, das hat noch keinem wohl gethan.“ „ein hagestolz ist schwerlich zu bekehren.“

der
Ehemann, der von seiner Frau mit einem anderen Mann betrogen wird
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der Hain, Hauptwort: mhd. hain / hagen, ahd. hagan: „Dorngesträuch, Hecke, Verhau“ als „eingefriedeter Platz“ (auch Hag); „kleiner, lichter Wald, Park“; „ein sonniger Hain“ oder „ein heiliger Hain“ (unantastbarer Zufluchtsort im Kult verschiedener Religionen, „der gehegte und befriedete Hain, in dem eine Gottheit verehrt wird“, „einem heidnischen Gott geweihter Wald“); verwendet für „Forst, Gehölz, Wald, Wäldchen“ und „Felder, Hain und Hügel“ (für die Weite der Landschaft); gewöhnlich auch vom „Walde“ genau unterschieden, bezeichnet Hain vielmehr die „anmutige Seite“ des Waldes, den kleinen, gehegten „Lustwald“, ein Ort für die Sinne und die Entfaltung der Seele. „Ruhig, wie der mondbeglänzte Hain.“ „hier träuft ein steter himmelsthau von freuden auf hain und flur.“ (beide Zitate von Friedrich von Matthisson (1761-1831), Dichter) „Schon rauscht der heilige hain von dem harfenlaut.“ (Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), Dichter, „wichtiger Vertreter der Empfindsamkeit“) „Horch, die Lerche singt im Hain!“ (Carl Otto Ehrenfried Nicolai (1810-1849), „Die lustigen Weiber von Windsor“)
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Früher auch Holunke, gebräuchlich seit dem 16. Jh., von böhm./tschech. holomek: „nackter Bettler, Wicht, Nichtswürdiger“, im Sinne von „verkommener Mensch“ herzuleiten, auch von böhm. holý: „nackt, kahl, bloß, arm“ (bezeugt „aus einem Grenzgebiete deutscher und slavischer Sprache“); „Übeltäter, Tunichtgut“, bezogen auf „sittliche Verwilderung“; „Taugenichts, Gauner, Betrüger“; „herumlärmender Gassenjunge“ (Pommern); ursprüngl.: „(bewaffneter) Amtsdiener, Henkersknecht“; daneben auch omd. (obsächs.) holunke: „Stadtdiener, Troßbube, Bote, Heideläufer“ (um 1500); alsdann niedriges Schimpfwort, um einen „nichtswürdigen, trägen, mit Lumpen behangenen Menschen“ zu bezeichnen; siehe auch andere Herleitung aus wendisch holunk: „ein im Walde wohnender Mensch, welcher bei der ehemaligen Verfassung in der Oberlausitz auf den Schlössern die Nachtwachen verrichten musste“ (S. Kreysigs); siehe auch die Halunkerei, Hauptwort: „Schlechtigkeit“ und halunkig, Eigenschaftswort: „schuftig“, „andere gemein und hinterhältig schädigend“. „Hui da, was wollt ihr nur? verdammt! zu mächtig sind mir die hallunken!“ (Ferdinand Freiligrath (1810–1876), aus: „Ein Glaubensbekenntniß: Zeitgedichte“, Victor von Zabern, Mainz, 1844) „Soviel nun die dienstleut als hollunkhen und wachter betrifft [habe die Kammer zuwege gebracht,] daz si bezalt worden sein und inen nicht vil ausstendig ist.“ (aus „Kunsthistorische Sammlungen: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien“, Hahn & Goldmann, Wien, 1883/1925) „Wie wir uns den Halunken kaufen, können wir noch nicht wissen.“ (Erich Kästner (1899–1974), Schriftsteller, „Emil und die Detektive“, Hamburg: Dressler 1991 [1928], S. 80)

der
der Streit
die

Sich verhalten wie ein Hanswurst; Literaturwissenschaft Hanswurst-Spiel, Possenspiel mit Hanswurst in der Hauptrolle; Possenspiel des 18. Jahrhunderts, in dem Hanswurst die Hauptrolle spielt; Scherz, (Spaß)macherei; Synonyme: Bubenstreich, Bubenstück, (Dumme)jungenstreich, Eulenspiegelei, Lausbüberei, Schabernack, Schildbürgerstreich. „Ich bin mitunter recht angewidert von den Hanswurstiaden dieser Welt. […] Beinahe die ganze Welt, jedenfalls aber Europa ist für mich eine stehengebliebene kalte Schüssel auf einem Bahnhofsbüfett, die mich nicht mehr reizt.“ (Gerhart Hauptmann, Atlantis, 1912. Friedrich von Kammacher)

der

Leid, Kummer, Kränkung; anhaltender Gram

der

Auch Hartung oder Hartmonat, mhd. hertemanot, ahd. hertimanod, ist unser Januar. Das althochdeutsche herti für „Härte, Stärke, Strenge“ (9. Jh.) steckt im Hartmond. Dies weist auf hartes Eis, gefrorenen Boden hin, mit dem im Januar, also im Hartmond, zu rechnen ist.

So hart der Frost ist, so versüßt er doch manche Früchte, z. B. werden bittere Gerbstoffe in der Schlehe und im Sanddorn bei Minusgraden abgebaut.

Der Kirschbaum benötigt die Vegetationsruhe im Winter, also eine bestimmte Anzahl von Stunden Kälte, um im Frühjahr Früchte ansetzen zu können. Nur wenige Kirschsorten sind auch für wärmeres/tropisches Klima geeignet.

 

,,Manchmal sieht unser Schicksal aus wie ein Fruchtbaum im Winter. Wer sollte bei dem traurigen Ansehn desselben wohl denken, daß diese starren Äste, diese zackigen Zweige im nächsten Frühjahr wieder grünen, blühen, sodann Früchte tragen könnten, doch wir hoffen’s, wir wissen’s.“

(Johann Wolfgang Goethe (1749–1832), aus: „Wilhelm Meisters Wanderjahre“, 1821; Zitat gefunden in: „Ein Weihnachtsabend mit Johann Wolfgang von Goethe“, Reclam)