Die gefundenen Worte
Verlorene Worte
Ahd., nhd., „voller Freude, überfüllt mit Freude“; dieses Wort setzt sich aus den Worten fol für „voll, Fülle“ und dem Wort mendig zusammen, welches auf das Wort menden, Mendi, die, Hauptwort, für „Freude, Jubel, Fröhlichkeit“ zurückzuführen ist.
In Erinnerung an unser Osterfest möchten wir nochmals auf den Mendeltag hinweisen. Dieser „ist gleichzusetzen mit dem Gründonnerstag, einem Freudetag über das Fastenbrechen, Tag der Freude, ein Freudentag“ (ein Auszug aus unten angegebenem Rundbrief).
Siehe dazu auch unseren Wortfinder-Rundbrief 29, KW 38 / 2022 „Im Herbst: Innere Einkehr zur Tag- und Nachtgleiche“.
Einstige Verwendungen auch in den Hauptwörtern Heimathaus, das, als Bezeichnung für das elterliche Geburtshaus und Heimstatt, die; außerdem Heimatgegend, die, oder Heimathütte, die:
„Munter fördert seine Schritte
Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathütte.“
(Friedrich Schiller (1759–1805), Dichter und Begründer des „Deutschen Idealismus“, aus: „Das Lied von der Glocke“, 1799)
siehe auch heimatlich, Eigenschaftswort, „in der Heimat vorhanden“, „die Heimat betreffend, zu ihr gehörend“, „ein heimatliches Gefühl vermittelnd“; dazu der Ausdruck „der Klang der Heimat“ für vertraute Geräusche oder Klänge (auch sprachliche Ausdrucksweisen), die man der eigenen Heimat zuordnet.
Hat heute noch drei Bedeutungsinhalte, nämlich
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„von einem rauschhaften Glücksgefühl erfüllt, überglücklich, wunschlos glücklich“ (Verwendungsbeispiele: „Unsere Tochter war selig, als sie den Weihnachtsbaum sah!“; „In seliger Ruhe genossen wir die letzten Urlaubstage am See.“) sowie
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„nach dem Tod der himmlischen Freuden teilhaftig“, „glücklich bei Gott“, und
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„verstorben“, ist aber eher veraltet und wird in dieser Bedeutung kaum mehr verwendet
(Verwendungsbeispiele: „ihr seliger Mann“, „ihr Mann selig“: „ihr verstorbener Mann“; „die Bücher des Seligen werden verschenkt“: „die Bücher des Verstorbenen werden verschenkt“).
Für „glücklich“, „selig“, wird zumeist als Umstandswort verwendet.
Wichtig für gläubige Menschen war und ist, ein seliges Ende zu haben, also im Reinen mit Gott zu sterben, um so das ewige Leben und die Seligkeit Gottes schauen zu dürfen. Redewendungen sind „bis an mein seliges Ende“ („bis zum Tod“), „Gott hab ihn selig“ („Gott gebe ihm die ewige Seligkeit“), „sie hat ein seliges Ende gehabt“ („sie ist in der Gewißheit gestorben, die ewige Seligkeit zu erlangen“).
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„Das Vollsein, gewaltige Menge, Überfluß“, d.h. das reichliche Vorhandensein von etwas ohne Rücksicht auf den Verbrauch, wenn man von etwas mehr hat als man verbrauchen kann, wofür auch die Redensart „in Hülle und Fülle“ bekannt ist.
In geistiger Hinsicht hat dieses Wort eine noch viel tiefere, spirituelle Bedeutung:
„Die Fülle des Herzens, der Zustand desselben, da es voll Empfindungen ist. Mein Herz ist voll, es kann seine Fülle nicht mehr fassen. Sich seinem Freunde mit Fülle des Herzens entdecken.“
(aus: „Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart“)
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Eigenschaftswörter können von Hauptwörtern abgeleitet werden. Viele der Eigenschaftswörter, die auf -selig enden, wurden abgeleitet aus Hauptwörtern mit der Endsilbe -sal, indem ein -ig (-ic) angehängt wurde, was zur Endung -selig führte:
Armsal (frühneuhochdeutsch für „Armut, Elend“) – armselig; Mühsal – mühselig;
Saumsal (veraltet für „Säumigkeit, Nachlässigkeit“) – saumselig;
Glücksal (veraltet für Glück) – glückselig („glücklich“, „schwelgend in Glück“)
Hier bestand vermutlich ursprünglich kein Bezug zum Eigenschaftswort selig. Allerdings geben manche Wörterbücher, z. B. Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, „-digital“) auch an, daß die Endsilbe -selig eines Ursprungs mit dem Eigenschaftswort selig ist, eben auch bei obiger Herleitung des Eigenschaftswortes aus Hauptwörtern mit der Endung auf -sal.
Analog dazu wurden dann auch zusammengesetzte Eigenschaftswörter mit dem Eigenschaftswort selig gebildet, wie friedselig („friedfertig“, „voll des Friedens“), gottselig (von Luther geprägt für „fromm“, „gottesfürchtig“; heute eher abwertend gebraucht für „heuchlerisch frommes Verhalten“). Hier liegen keine Hauptwörter mit der Endung -sal zugrunde.
(vgl. „Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache“ „-selig“ und Wiktionary „-selig“ und „selig“)
Beide möglichen Bildungen von Eigenschaftswörtern mit der Endung -selig führen zu Eigenschaftswörtern in der jeweiligen Bedeutung „voll des …“, „reich an …“, „schwelgend in …“, „viel (von) …“, also, locker formuliert, zu: armselig – „reich an Armut“; saumselig – „reich an Nachlässigkeit“, also „nachlässig“; mühselig – „reich an Mühe“; gottselig – „erfüllt vom Geist Gottes“.
Zusammensetzung aus der Vorsilbe Ent- und Schuld, die, Hauptwort, von ahd. sculd und mhd. schulde, schult, scholt mit den ursprünglichen Bedeutungen „Verpflichtung (auch auf eine Zahlung bezogen), Vergehen, Missetat, Buße, Verdienst, Ursache“ (8. Jh.); über ahd. scolan, sculan (8. Jh.) und mhd. scholn, schuln sowie mnd. schöllen, schullen besteht hier eine verwandte Form und ursprüngliche Bedeutungsverbindung mit sollen, Tätigkeitswort, später vereinfachte Form im ahd. mit solan, sulan (9. Jh.) für „verpflichtet, genötigt sein, gebühren, nützen, schulden“; heute wird sollen häufig verwendet, wenn jemand in Erwartung eines anderen eine „Handlung schuldig ist“, „etwas tun soll“ (auch durch eine Pflicht jemandem auferlegt); so die Herleitung über „schuldig sein, schuldig, sollen“; siehe hierzu auch heutige Verwendung in dieser alten Bedeutung in der Kaufmanns- oder Bankensprache: „Soll und Haben“;
sollen, Tätigkeitswort, hier im Sinne von „zur Zahlung verpflichtet sein, schulden“, „er ist schuldig und hat zu zahlen“; Soll, der, Hauptwort, als „Schulden, Zahlungsverpflichtung“, allgemein auch grundlegend „Gebot, Pflicht“ und sogar „Zwang“ (17. Jh.); somit auch Schuld als „Verpflichtung zu einer Geldzahlung“, gleichbedeutend mit „verliehenes Geld, Guthaben“;
sodann wird unter kirchlichem Einfluß hier die Schuld zu einer „Verpflichtung zur Buße“ und bestärkt die Bedeutung von „Missetat, Vergehen, begangenes Unrecht“, dessen sich wiederum im weiteren Verlauf die Rechtssprache bedient, dann im Sinne von „Anklage, Anschuldigung, zur Last gelegtes Fehlverhalten“; über die Wendung „er hat Schuld“ entwickelt sich das Eigenschaftswort schuldig sowie auch das Tätigkeitswort schulden, „jmdm. zu einer Leistung verpflichtet sein, jmdm. etwas verdanken“, „verschulden, verdienen, schuldig sprechen“;
abgeleitet hiervon dann auch Schuldiger, der, Hauptwort, mhd. schuldiger, „Ankläger, Gläubiger, Beschuldigender“, ebenso aber auch die andere Seite desjenigen, der „Schuld auf sich geladen hat“, als „Missetäter, Beklagter“;
mit der Vorsilbe Ent-/ent-, von althochdeutsch int-, mit der Bedeutung „entgegen, von etwas weg“, „jemanden von etwas loslösen, befreien“, in Bezug auf eine Sache „(sich) von etwas befreien, etwas beenden, sich einer Sache entledigen“, „wegführen von etwas, entfernen“, auch „die Last von jemandem nehmen“ wie z.B. in Enttäuschung, die, oder Entladung, die, Hauptwörter, und dazugehörend die Tätigkeitswörter enttäuschen und entladen;
heute Entschuldigung im Sinne einer „Rechtfertigung einer Schuld“, im Duden auch „Rechtfertigung für einen Fehler“ gleichbedeutend mit „Ausflucht, Ausrede“, „Entkräftigung eines Vorwurfs“; so gibt es im Sprachgebrauch die Verwendung u.a. mit „fadenscheinige, unglaubhafte Entschuldigungen“, „er hat für alles eine Entschuldigung“, aber auch „um Entschuldigung bitten“ und damit um Verzeihung und Nachsicht, „für mein Zuspätkommen entschuldige ich mich“.
Damit wird der Vorgang der Entschuldigung immer von dem Ermessen des Gegenübers abhängig gemacht – man kann sich nicht selbst von der „auf sich geladenen Schuld“ loslösen und ist auf Nachsicht und die Beurteilung eines anderen angewiesen, der uns „freispricht“. Aber wer vermag zu beurteilen, worin überhaupt die Schuld besteht und wie sie unter vielen Umständen zustande kam? Wer kann ohne jegliche Unvoreingenommenheit etwas als Vergehen oder Missetat bewerten? Welcher Mensch sollte ein solches Urteil zu treffen imstande sein?
In den Bedeutungen „tiefes Glücksgefühl“, „große Freude“ oder auch „Vollendung im Reich Gottes und ewige Anschauung Gottes“
„glücklich machen“;
ahd. sela, mhd. sele. Die Herkunft ist unbekannt. Eine interessante Ansicht ist aber die Möglichkeit der Herkunft aus dem germanischen saiwalo oder saiwlo, abgeleitet von saiwi, germanisch für See. Saiwalo oder saiwlo steht danach für „die vom See Herstammenden, zum See Gehörenden“. Nach einem alten Glauben der Germanen sollen die Seelen der Menschen vor der Geburt und nach dem Tod in bestimmten Seen leben.
Das Wort Seele (griechisch psyche; lateinisch anima) hat mehrere Bedeutungsinhalte:
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Seele ist im religiösen Kontext „der Teil des Menschen, der unsterblich ist“, der also nach dem Tod weiterlebt. Je nach Religion finden sich hierzu unterschiedliche Auslegungen.
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Seele als Synonym für „Mensch“. Z. B. wurde früher oft die Einwohnerzahl einer Ortschaft angegeben mit „xx Seelen leben in diesem Dorf“. Ausdrücke wie „eine gute Seele“, „eine hilfsbereite Seele“, „eine treue Seele“ zeigen diese Verwendung auf.
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Seele steht ganz allgemein für „Gefühl“, und auch für „Gemütszustand, in dem sich ein Mensch befindet“. Redewendungen wie „seinem Gesang fehlt die Seele“ oder „aufgewühlte Seele“, „verwirrte Seele“, „die Seele leidet“, „auf der Seele liegen“ zeugen hiervon.
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Seele steht auch für den innersten Kern eines Menschen oder auch eines Gegenstandes, also das, was jemanden auszeichnet bzw. was etwas kennzeichnet, auch das Herz einer Angelegenheit, einer Unternehmung. Die Seele als das Innerste, das Wesentliche, die Essenz eines Daseins/einer Eigenschaft.
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Seele bezeichnet in der Technik oft den „Kern einer Sache“, wie in der Bezeichnung „Seele“ für „den Innenraum des Laufes oder Rohres einer Feuerwaffe, durch den das Geschoß die Waffe verläßt“ (vgl. dtv Brockhaus Lexikon, 1988, Band 16), oder die Bezeichnung „Seele“ für „das Mark eines Federkiels“, welches man herauszieht, wenn man es schneiden will (vgl. Johann Jakob Spreng, Spreng Glossarium).
Weitere Verwendungen mit Seele sind mit Leib und Seele dabei sein“ („sich ganz einer Sache, einer Unternehmung widmen“), „Volksseele“ („Gemüt, Bewußtsein eines Volkes“), „beseelt“ („eine Seele habend“, „mit Leben, mit Inhalt, mit Gefühl versehen“), „entseelt“ („ohne Seele“, „ohne Gefühl“, „tot“).
Schließlich dann die Bedeutung von mhd. entschuldigen, „von der Schuld befreien, lossagen, freisprechen“ sowie „verzeihen, (sich) erklären“, „um Verständnis bitten“.
Bedeutet „allein“, „von allen Menschen verlassen“, „niemanden mehr habend, der sich um einen kümmert“, und ist nach neuer Ansicht eine Zusammensetzung von „Mutterseele“ und „allein“ zu einem zusammengesetzten Eigenschaftswort. Frühere Deutungen, wie z. B. daß sich mutterseelenallein aus dem Französischen moi tout seul ableitet, sind in den Hintergrund getreten.
Aus dem Märchen „Schneewittchen“ der Brüder Grimm kennen wir die Stelle, wo der Jäger Schneewittchen alleine im Wald zurückläßt:
„Nun war das arme Kind in dem großen Walde mutterseelenallein, und ward ihm so angst, daß es alle Blätter an den Bäumen ansah und nicht wußte, wie es sich helfen sollte.“
(aus „Märchenreise durch Deutschland“, S. 70, Hrsg. Bernhard Klaffke, 7. Auflage, Georg Westermann Verlag)
von ahd. līdan und mhd. līden für „ertragen, erdulden, dulden“, auch in Verbindung stehend zu ahd. gilīdan, „mit jemandem dulden“, ahd. līdan auch im Sinne des alten Gebrauchs von „fahren, vergehen, sich fortbewegen“, „dahingehen, sterben“, so dann auch mhd./mnd. līden für „gehen, vorübergehen“ ebenso wie für „Leiden, Trübsal, Plage“; dazu erleiden, Tätigkeitswort, von ahd. irlīdan, mhd. erlīden, „etwas bis zu Ende gehen, ertragen müssen, erdulden“, was damit zusammenhängend die Bedeutung von „etwas durchstehen, bestehen, erleben, ertragen“ in sich trägt – ganz im Sinne von „Zeit vergehen lassen“, dabei „in Bewegung sein“, jedoch durch die innerliche Seelenregung.
Siehe dazu auch unseren Wortfinder-Rundbrief 18_KW13/2022 „Bewußtsein und Gewahrsein durch das Üben in Geduld“.
Zu beachten ist die große Wortgruppe, die sich im Zusammenhang mit Leid, das, Hauptwort, ergibt; hier ursprünglich „großer Kummer, seelischer Schmerz“, ahd. leid sowie mhd. leit, „das angetane Böse, Unrecht, Schädigung, Kränkung, Beleidigung, Sünde“, „durch Schädigung hervorgerufener Kummer, Schmerz, Betrübnis, Sorge, Verdruß“; auch „anhaltende Krankheit, Qual, Pein“.
Mitte des 17. Jhs. / im Lauf des 18. Jhs. als gebräuchliche Übersetzung des franz. Wortes passion und passibilité, was eigentlich die „Leidens- und Empfindungsfähigkeit“ bezeichnet, im Deutschen wird diese Fähigkeit ab dieser Zeit – verstärkend zu Leiden – mit Leidenschaft übersetzt; auch aus anderen Sprachwurzeln ergibt sich ursprünglich „Empfindsamkeit, Leidensfähigkeit, Leiden“, was dann allgemein in Bezug auf diese Fähigkeit zu tieferer Empfindung mit Leidenschaft zum Ausdruck kommt; es gilt als „heftiges inneres Streben“ im engeren Sinne, bei der die Gemütsbewegungen und der Wille im Zusammenspiel bestimmend sind und denen sich das Verhalten unterordnet; so kann sie „Triebfeder“ für erfolgreiches Handeln sein und zu Leistungen anspornen (sofern sie das „sittliche Handeln“ nicht beeinträchtigt);
davon ausgehend Leidenschaft als ein Zustand des sowohl belastenden, aber gleichermaßen ebenso erhebenden Leidens (innerer Ansporn) aufgrund eines „vollständigen Beherrschtseins der Seele durch übermächtige innere Antriebe“, daher auch Gemütsbewegungen als Leidenschaften bezeichnet, weswegen ein Mensch, der sich davon „fortreißen“ läßt, auch als leidenschaftlich gilt (auch im besten Sinne, um etwas aus innerem Antrieb zu erreichen – nicht nur „im Wahne“); somit in seiner Bedeutungswandlung im Lauf der Zeit als „intensive, das gesamte Verhalten bestimmende und vom Verstand nur schwer zu steuernde emotionale Reaktion“; „heftige Zuneigung zu einer Person, ausgeprägter Hang zu bestimmten Tätigkeiten oder Dingen“;
dazu leidenschaftlich, Eigenschaftswort, „von Leidenschaft getrieben, überaus heftig, von starker Zuneigung, großer Begeisterung erfüllt“ (18. Jh.); leidlich, Eigenschaftswort, „gerade noch zu dulden, erträglich, halbwegs gut“ (15. Jh.); spätmhd. līdelich, „leidend, für körperliche Leiden empfänglich, geduldig“ (zu mhd. līden, siehe oben).
„Ewig aus der Wahrheit Schranken
Schweift des Mannes wilde Kraft;
Unstät treiben die Gedanken
Auf dem Meer der Leidenschaft;
Gierig greift er in die Ferne,
Nimmer wird sein Herz gestillt;
Rastlos durch entlegne Sterne
Jagt er seines Traumes Bild.“
(Friedrich Schiller (1759–1805), Dichter und Begründer des „Deutschen Idealismus“, aus: „Würde der Frauen“, 1796)
„[…] die Leidenschaft wagt alles und vollendet das Schwierigste wie ein Spiel; die Leidenschaft ist gefährlich, sie vertraut sich selbst mit dem äußersten Gedanken der plötzlichen Vernichtung, wie mit der Gewohnheit eines Nachmittagsschläfchens; die Leidenschaft ist vorsichtig, denn sie ahnt mit seltenem Instincte den Feind auch unter der listigsten Maske. – Aber diese Leidenschaft ist selten wie das Genie und kann billigerweise außer Ansatz bleiben, wo landläufige Menschenkinder um Gunst und Ungunst spielen, und wohlhabende Männer auf’s Freien ausgehen.“
(Hans von Hopfen (1835–1904), Schriftsteller, aus: „Arge Sitten“, 1869)
„Es ist uns oft, als wenn verschiedene Geister in unserm Innern herrschten,
und die verschiedensten Kräfte der Maschine unsers Leibes regierten.
Wir thun Dieses, Jenes, mit Eifer, mit Leidenschaft sogar, wir meinen,
unser ganzes Leben geht in dieser und jener Bestrebung auf,
– und plötzlich ersteht in uns ein ganz neuer Wunsch,
eine unbekannte Erfahrung, und mit dieser ein ganz verwandeltes Dasein.“
(Johann Ludwig Tieck (1773–1853), Dichter, Schriftsteller, Übersetzer, aus: „Dichterleben. Zweiter Theil“, 1831)
Zusammengesetzt aus den Wörtern „der Morgen“ und „schön“. Morgenschön drückt die Schönheit am Morgen eines Tages, eines Lebens aus, frisch, jung, unverletzt, gerade aufgeblüht – eben morgenschön.