Einträge mit Wortbegriff beginnend mit 'W'

die

Bezeichnet ein Gefühl verhaltener Trauer, Schmerz, ist körperlich empfundene Sehnsucht bei der Erinnerung an etwas Vergangenes, Gewesenes, Verlorenes; Wehmut läßt uns im Winter beim Duft von Sonnencreme lebhaft den Tag am Strand und das Glitzern der Sonne auf dem See nachempfinden, die Wärme der Sonnenstrahlen auf der Haut spüren.

Wehmut – dieses Gefühl der verblaßten Freude, die doch so intensiv etwas Erlebtes nachempfinden läßt, daß mich Vergangenes immer wieder tief berühren kann, läßt einem klar werden, daß eine KI/Künstliche Intelligenz, ein Rechner oder Computer, nicht mit einem Menschen verglichen oder gar gleichgesetzt werden kann. Man möchte meinen, nur Menschen, die noch nie Freude und Wehmut empfunden haben, können sich ausdenken, Menschen und KI gleichzusetzen.

Ein Computer kann „Daten“ abrufen und er kann Teilbereiche des menschlichen Könnens ausführen. Ein Mensch wird er dadurch nicht, das „sich Erinnern“ des Menschen ist etwas ganz anderes, es nimmt Körper, Geist und Seele mit. Ein Computer wird beim „Erinnern“, also beim „Daten“ abrufen, nichts empfinden, auch wenn er Gefühle „simuliert“.

Ein Computer oder eine Künstliche Intelligenz werden nicht mit der Hingabe, wie es Menschen möglich ist, eine Aufgabe angehen. Die Hingabe entsteht durch unser Fühlen, das wir in unser Schaffen miteinweben, wie Wehmut, Freude, Trauer, Schmerz.

Ein Computer wird nicht hilfsbereit sein, denn er kann nicht mitleiden.

Eine Künstliche Intelligenz wird nicht Gnade vor Recht ergehen lassen, da sie kein Verständnis empfinden kann, das aus Mitgefühl und Mitleiden entsteht. Die Welt der Künstlichen Intelligenzen wäre eine zutiefst unmenschliche und grausame, denn keiner würde mitleiden, keiner würde hilfsbereit, großzügig, großmütig, barmherzig, verzeihend oder liebevoll sein. All dies kann der Mensch, er kann denken, fühlen und mitfühlen. Dagegen läßt eine Künstliche Intelligenz all das Edle vermissen, das sich aus dem „sich Erinnern“, dem „Fühlen“, dem „Mitleiden“ und dem „Mitfreuen“ ergibt

Wehmut empfindend, voller Wehmut

das

Ahd. wîp, mhd. wîp, asächs. wîf, ndl. wijf, angls. wíf, engl. wife, anord. víf, „Weib“; dem Got. fehlt diese Benennung gewiß nicht zufällig (dafür qinô – qêns). Die Bezeichnung wîba ist spezifisch germ., während got. qinô mit gr. γυνή, ind. gnā, „Weib“ in urverwandtschaftlichem Zusammenhang steht. Ursprung dunkel; lt. Friedrich Kluge.Weib bedeutet anfänglich eine jede Weibsperson, lt. Johann Jakob Spreng, mit der Zeit aber nur eine verehelichte, auch frowen, „Weib“ kommt entweder von waffen, weinen oder weben. Ein Weib ist überhaupt ein Geschöpfe, dessen Eigenschaft und Beruf vornehmlich ist zu weinen, zu weben, zu stricken und dgl. mehr. Bei den Alten ist ein Weib ein „Ehrenweib“ oder „würdiges Frauenzimmer“. 

Weib bedeutet auch „Jungfrau“, aber auch „Buhlinn“ (siehe oben bei Frau).

Sich hin und her bewegen, schwingen, schwanken, flattern, schweben, taumeln;

auch sweiben, weibōn, Tätigkeitswort„schweben, sich bewegen, sich drehen, schweifen, schwanken“ oder „ziweiben, Tätigkeitswort, „zertreuen, ausstreuen“.

Es ist denkbar, daß das Wort weben ebenfalls mit dem Wort weiben verwandt ist oder die nun aktuell gebräuchliche und genutzte Form davon. „Altweibensommer“ würde auch einen Sinn ergeben, mit dem Wirken der bekannten Nornen, den ewig jungen Schicksalsgöttinnen. Die Erklärungen „flattern“ oder auch „schweben, schwingen“ sind dafür durchaus nachvollziehbar.

das
das innerhalb der Ortsgrenzen / Stadtgrenzen liegende Gebiet
die

„Feierliche Zeremonie, rituelle Handlung, Sakrament“, ist eine besondere Form der Segnung von Menschen, aber auch zur Segnung von Orten und Dingen. Weihe geht auf das urgermanische weiha-, „heilig, geweiht“, zurück. Geweiht werden in Religionen und Naturkulten oft Menschen, die eine besondere Aufgabe haben, wie Priester, Schamanen, Könige. Die Einweihung von Gebäuden bedeutet meist die Zeremonie nach Beendigung der Bauzeit zur Übergabe des Gebäudes an seine vorgesehene Bestimmung.

Der Übergang zwischen Weihe und Segen ist fließend. So hing früher in vielen Haushalten an der Haustür ein Weihwasserkesselchen. Wenn man von den Großeltern wieder nach Hause fuhr, erhielt man von Großmutter ein Kreuzzeichen auf die Stirn, gezeichnet mit dem geweihten Wasser aus dem Kesselchen. Ein schöner Ausdruck für: Meine Gedanken und mein Herz sind bei dir – Gott schütze dich!

Ein Brauch, der sich an Ostern entwickelt hat, ist die Osterweihe oder Speisenweihe von Eiern, Osterbrot, gebackenem Osterlamm, Salz, Meerrettich, frischen Kräutern und Schinken. In der Osternacht oder am Ostermorgen tragen die Gläubigen Körbchen mit diesen Speisen zum Gottesdienst, die dort geweiht werden. Beim Osterfrühstück oder Ostermahl werden die geweihten Speisen unter den Tischgästen geteilt, so daß das Osterfrühstück in besonderer Freude genossen wird.

der
stille, besinnliche und friedliche Weihnachtszeit

Irgendwann einmal, einstmals, in früherer Zeit

die

ist eine Epoche der Literaturgeschichte. Der Beginn der Epoche wird 1786 mit Goethes Italienreise gesetzt und endet 1832 mit seinem Tod. Viele sehen auch 1805 als Ende der Epoche an, mit dem Tod Schillers. Die Dichter beschäftigten sich mit klassischen Idealen wie Harmonie von Körper und Geist, Ausgewogenheit und Schönheit und orientierten sich an der Kunst und Dichtkunst der Antike.

Denker und Dichter wie Lessing, Klopstock, Wieland, Herder, Hamann, Winckelmann und Kant haben die Gedanken der Weimarer Klassik vorbereitet und mitgeformt. Aber insbesondere Goethe und Schiller beschäftigen sich in ihren Werken mit der Freiheit des Menschen und mit dem Idealbild der reinen Menschlichkeit, wie es in der Weimarer Klassik entstand.

Themen sind die innere Freiheit des Menschen, der in sich ruhende, gute, edle Mensch, die Beschreibung von Schönheit in der Kunst, die Harmonie von Vernunft und Sinnlichkeit, Geist und Körper, Pflicht und Neigung. Der strenge Kant’sche Begriff des Pflichtbewußtseins nach der reinen Vernunft wird in Harmonie gebracht mit der Neigung und dem Gefühl, ohne jedoch die Forderungen des Gewissens, der Pflicht, außer Kraft zu setzen. Der Mensch sollte wieder in seiner Ganzheit betrachtet werden und die Vernunft zum Ausgleich kommen zwischen Pflicht und Neigung. Und es galt, die Welt von Tyrannen zu befreien, aber ohne die eigene Charakterbildung zur Menschlichkeit würden wir dabei scheitern.

Zwei klassische Beispiele für die Entwicklung des Menschenbildes, des Humanitätsideals und der Freiheitsthemen der Weimarer Klassik sind
„Iphigenie auf Tauris“ (Goethe 1787) und „Wilhelm Tell“ (Schiller 1804).

 

die

VERDREHTES WORT

Feiern wir mit Ostern oder Ostara die Geburt der Welt, so kann man sich unwillkürlich fragen, was denn nun mit „der Welt“ gemeint ist. Das Wort „Welt“ gehört in unserer aktuellen Zeit sicherlich zu den am meisten verwendeten Worten. Es wird einzeln benutzt und in Wortverbindungen wie beispielsweise „Weltengeist“, „Weltgesundheitsorganisation“, „Welternährung“, „welterschütternd“, „Weltenwende“, „Weltkrieg“, „Weltanschauung“ oder „Weltmeister“, und uns wird sogar von einer „Neuen Weltordnung“ erzählt. 

Die heutige Erklärung sieht folgendermaßen aus: Welt, die, Hauptwort, mhd., „Erde, Universum, großräumige Teile der Erde mit gleichen wirtschaftlichen und historischen Merkmalen, Gesamtheit aller Menschen“. Der Ursprung des Wortes Welt entstammt jedoch dem altgermanischen Weralt, Werolt, die, Hauptwort, ahd., nhd., „Zeit, Zeitalter, Ewigkeit, Menschheit, Menschengeschlecht, lange Zeit“. Das Wort Weralt ist eine Zusammensetzung aus dem Wort Wer, Hauptwort, ahd., nhd., „Mensch, Mann“ und dem Wort Alds, die, Hauptwort, germ., got., „Menschheit, Menschenalter, Zeit“.

Nutzen wir die ursprüngliche Herleitung für das Wort Welt, so hat die Bedeutung nichts mit einer lokalen Örtlichkeit wie die Erde zu tun, sondern vielmehr mit einer Bezeichnung für das gesamte Menschengeschlecht. Mit der Christianisierung und dem Entstehen der Kirchen sind die weltlichen und die geistlichen Ideologien entstanden. Die weltlichen Menschen waren nicht der Kirche zugehörig, demnach von Gott abgewandt. Vielleicht ist damit auch die Verdrehung der ursprünglichen Bedeutung des Wortes entstanden.

Gedanklich kann man versuchen den Worten ihre wirkliche Bedeutung zu entlocken, so könnte man den „Weltengeist“ oder „Geist der Welt“ als „Geist der Ewigkeit, Menschheitsgeist, Urkraft“ verstehen, die „Weltanschauung“ als „Menschheitsanschauung oder Zeitanschauung“ und den Begriff „Weltkrieg“ als „Menschheitskrieg oder Krieg gegen die Ewigkeit“.

Eine schöne Übersetzung des Spruches „Weralt Weralti“ lautet „Ewigkeit zu Ewigkeit“. Um den Begriff Welt im Sinne von einer lokalen Größe wie Erde oder Universum zu benennen, gab es im ahd. das Wort Mittigart, Midgart, welches in diesem Rundbrief als ein verlorenes Wort erklärt wird.

 „Blick in der Sterne ruhevolles Kreisen,
wenn dich die Welt mit ihrem Tun verwirrt,
lauscht auf des Windes zauberhaftes Weisen,
wenn rings um dich die Menschheit hassend irrt,
laß dich versöhnen von des Waldes Raunen,
hol’ Frieden dir aus Bergen, Feld und Meer,
wahr allem Schönen seliges Erstaunen,
und alles Kleine schreckt dich nimmermehr!“

(Erich Limpach, 1899–1965)

 

„Wilder Geist wie Wetterwolke
über uns zusammenzieht:
Ach, wie hilft man unserm Volke,
daß ihm nicht ein Leid geschieht?
Wetterschäden zu verhüten,
gibt es ja ein Mittel jetzt:
Für des wilden Geistes wüten
gibt’s ein Mittel auch zuletzt.
Hänget an die Blitzableiter
Titel, Würden, Orden, Geld,
Und das Wetter wird gleich heiter,
und beruhiget ist diese Welt!“

(Hoffmann von Fallersleben, 1798–1874)

 

„Schön ist die Welt, sei du, o Mensch, auch schön,
Sei schön und gut, so wird's dir wohl ergehn.
Bedenke. Fernst von Worten liegen Taten,
Fern liegt der Ernte Lust vom Streun der Saaten:
Wer nicht zu handeln, nicht zu säen wagt,
Von dem wird endlich Welt und Glück verklagt!“

(Ernst Moritz Arndt, 1769–1860)

 

„Der Sieg des Lebens ist der Sinn der Welt.
Deutschland wendet heute sein Gesicht wieder der Sonne zu
und blickt hoffend in die Weite der Zukunft.
Wir wollen die Lüge für immer auslöschen und der Wahrheit zum Licht verhelfen.
Der Glanz von der Höhe soll in die Finsternis des Tales dringen,
das Licht der Erkenntnis soll in die Schatten der Nacht hineingetragen werden.
Ein ewiges Sonnwendfeuer soll in Deutschland entzündet werden!“

(Hans Schemm, 1891–1935)

Welt 1

Welt2

die

„die Wesenheit einer Sache, ihr Wesen“; „in der Wesenheit, der wahren, eigentlichen Beschaffenheit nach“; „das Wesen eines Dinges ist der Inbegriff der Wesentlichkeiten, d.h. der wesentlichen Merkmale oder Stücke eines Ganzen“; mhd. auch wesentheit, frühnhd. noch vereinzelt zu wesen „guter Zustand“;

allgemein: „von Gott, der menschlichen Seele und von Dingen überhaupt“, „Substanz als Stofflichkeit, Leiblichkeit oder Essenz im chemisch-alchimistischen Sinne“; auch „das Wesen von etwas in einem volleren Sinne, den gesamten Gehalt an Eigenart vergegenwärtigend“; „eine Wesenheit der Sache“, „in der Wesenheit, im Wesentlichen, im großen Ganzen“;

„[…] euch dreien g’nügt ein auge, g’nügt ein zahn,
da ging’ es wohl auch mythologisch an
in zwei die wesenheit der drei zu fassen […].“

(Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Dichter und Naturforscher,
aus: „Faust – Der Tragödie zweiter Teil“, vollendet 1831)

Wesenheit, auch in „Gegenüberstellung mit Schein und Schatten“, „Natur, Wesensart, Eigenheit“, „innerste Natur eines Menschen“, „spezieller Wesenszug, Eigenheit“;

hiervon jedoch dadurch unterschieden, daß Wesenheit sich nicht auf wirkliche Geschöpfe, sondern ausschließlich auf ideelle Existenzen oder jene bezieht, die einen abstrakten Begriff vergegenständlichen – oder doch so allgemein gebraucht wird, daß diese in die Auffassung eingeschlossen sind: der Seelen aber, dieser nach dem Ebenbild Gottes erschaffen;

das Wort Wesenheit setzt sich aus dem Wort Wesen und der Endung -heit zusammen; die Endung
-heit trägt bereits die Bedeutung von „Art und Weise, Beschaffenheit, Bedeutung“ in sich (siehe dazu auch unseren Wortfinder-Rundbrief 14_KW19/2022 „Mit Zuversicht zu innerer Klarheit und Wahrheit finden“).

Das Wort Wesen finden wir in althochdeutschen Wörterbüchern als Wesan, das, „Existenz, Sein, Grundlage, Geist, bleiben, bestehen, fortdauernd“.

 
der

... der Grund des Wesens, somit die Ursache und der Sinn unseres Daseins, unser innerster Antrieb und auch, was uns als menschliche Wesen im Innersten auszeichnet, vom Herzen her antreibt, unseren Charakter formt. „Aus dem Wesensgrund heraus“ handeln ist „aus tiefster Seele“ handeln.

Im Außen ist das Wesen erkennbar, der Wesensgrund jedoch liegt im Inneren eines Wesens verborgen; das Wesen ist offensichtlich, sein Grund jedoch zu ergründen. Die Frage und die Suche nach einer Antwort, was der Wesensgrund des Daseins sei, ist auch ein Bestandteil von Religion und Philosophie.

Wesen, das, Hauptwort, steht zum einen für „das Sein“, also ganz allgemein für ein „seiendes Ding“, für „ein Lebewesen“, zum anderen steht Wesen für „die Eigenart, die etwas ausmacht“, „Sinnesart“, „das Besondere, das einen Menschen bzw. ein Lebewesen charakterisiert“, also „sein Wesen“.

Grund, der, Hauptwort, steht für „Boden, Fundament“, für „der unterste Abschluß eines Behältnisses“ („auf dem Grund des Meeres liegt ein Wrack“) und für „Ausgangspunkt eines Gedankens, Ursache für ein Handeln, die Veranlassung, etwas zu tun“.

„Abtrünnig, wankelmütig“; Anspielung auf die Beweglichkeit des Wetterhahns auf dem Kirch- oder Hausdach, „wie ein Fähnchen im Wind, Wendehals“; wie der Wetterhahn sich mit dem Wind dreht, so ändert sich auch die eigene Gunst und Haltung; auch im Sinne von „prophetisch, lehrend“ (siehe Zitat unten von Aloys Schulte). „Ein weib ist vorhin ein zartes, schwaches, gebrechliches vnd wanckelmütigs gefäsz, eines verkerten leichtfertigen wetterhänischen vnd schlechten sinnes.“ (Aegidius Albertinus, 1604) „die bücher und die exempel, die er liest, sind die winde, nach welchen sich der wetterhahn seiner gedanken richtet.“ (Gotthold Ephraim Lessing, 18. Jhdt.) „Rechne nur auf die dauerhafte freundschaft derer, die nicht von unedeln ... leidenschaften beherrscht, noch wie ein wetterhahn, von launen und grillen hin- und hergetrieben werden.“ (Adolf Freiherr von Knigge, aus „Umgang mit Menschen“, 1796) „gnung mein wetterhähnisches bezeugen gründet sich auf die worte Pauli.“ (Aloys Schulte, 1730)

von frühnhd. wetterleichen (ohne das später eingefügte -t) für „blitzen“, wie in frühnhd. „es wetterleicht“, in Anlehnung an „leuchten“; siehe auch mdh. Weterlech(e), -liche, -leich für „Blitz“ sowie ahd. Wetarleih als „Wettertanz, Wetterspiel“ – ursprünglich als Zusammensetzung von „Wetter“ und „leichen“ (noch ohne -t wie in „leuchten“); leichen, Tätigkeitswort, hier von mhd. leichen in der früheren Bedeutung „hüpfen, springen, sich rasch bewegen, tanzen“, auch „aufspringen, spielen“; dazu Leich, der, Hauptwort, „Gesang aus ungleichen Strophen“ im Mittelalter, ahd. leih, für „Lied, Spiel, Melodie, Gesang“; wetterleuchtend heute nur noch verwendet in Bezug auf die Wettererscheinung „blitzen ohne (hörbaren) Donner“, „Wiederschein eines entfernten Blitzes“: „es wetterleuchtet“, „draußen ist Wetterleuchten“.

Die Bedeutung des Wortes war eine Zeit lang auch auf Seelisches und Geistiges übertragen worden, wie in oben aufgeführtem Gedicht von Joseph von Eichendorff, letzte Zeile: „Und es schweifen leise Schauer wetterleuchtend durch die Brust“ für „seelische Regungen“ oder eine „unbewußte Sehnsucht, die sich in der Seele regt, auch durch Erinnerungen an Vergangenes“; ebenfalls verwendet für z. B. „plötzliche Eingebungen, Verstandesblitze, genialische Einfälle“ – sie sind das Wetterleuchten des Verstandes“ (Thomas Abbt (1738–1766), Schriftsteller und Philosoph); Gebrauch aber auch im gegensätzlichen Sinn: „Es ist eitel Thorheit, aus der vielleicht etwas Verstand nur wetterleuchtet“ (Friedrich Maximilian Klinger (1752–1831), Dichter und Dramatiker), sich also nur kurz zeigt, d. h. kurz „aufblitzt“, um gleich wieder zu verschwinden.

Auch bezogen auf das von „seelischer Bewegung durchzuckte Mienenspiel“, zu sehen vor allem im „Leuchten“ oder „Blitzen“ der Augen: „ein wetterleuchtender Blick“; sinnbildlich auch für Vorboten oder aufziehende Anzeichen kommender Geschehnisse: „ein Ereignis wetterleuchtet schon“, „ein wetterleuchtendes Verhängnis“, das sich ankündigt (z. B. politische oder gesellschaftliche Entwicklungen).

Die innere Regung „wie ein wetterleuchtender seelischer oder geistiger Schauer“ wird gut in folgendem Zitat veranschaulicht:

Doch jetzt, wie eine schwüle Sommernacht,
Liegt brütend, süß und peinigend zugleich
Ein schwerer Nebel über meinen Sinnen,
Den der Gedanken fernes Wetterleuchten,
Jetzt hier, jetzt dort, und jetzt schon nicht mehr da,
In quälender Verwirrung rasch durchzuckt.“

(Franz Grillparzer (1791–1872), aus „Sappho“, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen, 1818)

Ursprünglich als Beschreibung für die Witterung und deren schnelle Veränderung, „von der Witterung und deren Veränderung abhängend, wie „wetterwendische Bäche und Flüsse“, deren Wasserstand sich nach dem jeweiligen Wetter richtet (Hoch- oder Niedrigwasser);

übertragen in die Aussage über die Wesensart eines Menschen: „flatterhaft, sprunghaft, launig“, „so gestimmt, daß stets mit schlagartigem Umschwung seines Verhaltens zu rechnen ist“; in seinem Verhalten „unbeständig, veränderlich und wankelmütig“; als Bezeichnung für jemanden, der leicht und schnell seine Meinung ändert oder seine Stimmung wechselt und daher als „unberechenbar“ oder „launenhaft“ gilt, auch „wetterläunisch“, also die Veränderung der Witterung bzw. des Wetters vorab durch „üble Laune verratend“; so also „ein wetterwendischer Mensch“ oder „jemand ist wetterwendisch“; auch gebräuchlich: „wetterwendisches Haar“ für Haar oder Fell, das in Wirbeln gewachsen ist (wie z.B. über der Stirn, auch u.a. bei Pferden); siehe hierzu auch das bereits gefundene Wort „wetterhähnisch“.