Die verlorenen Worte

Menschenknospe

die
Hauptwort
2021
21-36

Neugeborener oder sehr junger, sich entwickelnder Mensch, noch „vor seiner Blüte stehend“. Zusammensetzung aus Mensch und Knospe, jenem Pflanzenteil, aus dem sich die Blüten entwickeln. „ohn knospen, zweig und bletterlein, wie kann so ein baum fruchtbar sein?“ (Wellers Lieder des 30-jähr. kr. 70)

„Alt ist das Land, und alt ist irgendwie die Zeit. Runge scheut sich fast, mit der Last von so viel Jugend und Jungsein hindurchzufahren. Er selbst neunundzwanzigjährig, Pauline ist einundzwanzig Jahre alt und der kleine Otto eine Menschenknospe von einem Jahr.“

(Renate Krüger, „Aus Morgen und Abend der Tag – Philipp Otto Runge. Sein Leben in fünf Bildern“, 1977)

„Der erste Schrei, die frohe Feierstunde, da aus der Menschenknospe ward ein christlich Reis der Tag, an dem in der Gefährten Runde legte, die hohe Zeit der Hoffnung rote Rosen trug und Zukunftsmut die Herzen froh bewegte, wieviel erzählst du mir, du längst zerschlissenes Buch!“

(Gisela H. Sanders, aus der Ballade „Das alte Kirchenbuch“)

„Ich sah die zarte Menschenknospe Gehüllet in’s schneeige Leinen, Sah sie als Braut im Myrtenkranze Im Kirchlein vor dem Altare drinnen.“

(Montojer Volksblatt, 20.8.1910, „Was die Eicherscheider Kirchenlinde aus der alten Zeit erzählt“, Johann Kaulard zugeschrieben)

Zu finden in: Verlorene Worte