Die verlorenen Worte

Salbaderei

die
Hauptwort
2021
40

„Langweilige, alberne Schwätzerei, seichtes Geschwätz“, oft mit dem Nebensinn des „frömmelnden Tons“; dauernd salbadern, Tätigkeitswort: salbungsvoll (frömmelnd), langatmig und feierlich reden; salbadrig schwätzen, Eigenschaftswort: „umständlich, albern daherreden“, „bigott, scheinheilig“;

siehe auch der Salbader, Hauptwort (2. Hälfte 17. Jhd.), ein „alltäglicher Schwätzer“, welcher anderen mit unerheblichen Erklärungen lästig wird; oder auch ein „Quacksalber“ im Sinne eines „unreinlichen Baders“ (Wortherleitung), der seine Kranken lediglich mit Salben kuriert; evtl. abgeleitet aus nd. sal: „schmutzig, unreinlich“, oder aber von „Seelbader“, ein Bader, der gegen Abfindung zum „Heile der Seele“ beitrug – dies waren die am wenigsten angesehenen und als „schwatzhaft“ verschrienen Zunftgenossen.

„Ich habe deiner Salbaderei schon mehr denn allzulange zugehöret.“

„Er hat eine Art zu salbadern, die jedem auf die Nerven geht.“

„Durch alles dieses ward ich verworrner als jemals,
und nachdem ich mich lange mit diesem Hin- und Herreden,
mit dieser theoretischen Salbaderei des vorigen Jahrhunderts gequält hatte,
schüttete ich das Kind mit dem Bade aus
und warf den ganzen Plunder desto entschiedener von mir,
je mehr ich zu bemerken glaubte, daß die Autoren selbst,
welche vortreffliche Sachen hervorbrachten, wenn sie darüber zu reden anfingen,
wenn sie den Grund ihres Handelns angaben,
wenn sie sich verteidigen, entschuldigen, beschönigen wollten,
doch auch nicht immer den rechten Fleck zu treffen wußten.“
(Johann Wolfgang von Goethe, „Dichtung und Wahrheit“, entstanden 1808-1831)

„So eine salbaderei in principien,
wie sie im allgemeinen jetzt gelten,
ist wohl noch nicht auf der welt gewesen.“
(Johann Wolfgang von Goethe an Friedrich Schiller im Briefwechsel beider, 1881)

Zu finden in: Verlorene Worte